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Wer die Industriekultur des Ruhrgebiets hautnah erleben möchte, ist auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Waltrop genau richtig. 1979 wurde die Förderung der Steinkohle dort eingestellt und die eindrucksvollen, alten Ziegelstein-Gebäude dienen heute dem Gewerbe.

 

Da passt es, dass der regional agierende, aber global aufgestellte Radhersteller Hase Bikes 2002 eingezogen ist und seine Produktion von Dreirädern, Tandems, Lasten- und Therapierädern immer weiter ausgebaut hat. Seit 2024 können sogar 5.000 Fahrräder pro Jahr hergestellt werden, nachdem man es geschafft hat, in nur zwei Jahren die Produktivitätskapazitäten zu verdoppeln.

 

Dazu hat man um das Gelände der Zeche Waltrop viel Platz, die Räder ausgiebig zu testen.

„In every way“ – das ist das Kampagnen-Thema 2025/2026 von Hase Bikes. Von Marec Hase 1994 gegründet, der einem blinden Freund ermöglichen wollte, Fahrrad zu fahren, ist Hase Bikes heute auf individuelle Fahrräder – auch für Menschen mit Behinderungen spezialisiert. Inklusion wird hier großgeschrieben und am Standort in Waltrop kann man sich individuell beraten lassen. Die 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben das Thema Fahrradmobilität, Verkehrswende und Inklusion.

 

In der Praxis bedeutet das: Regelmäßige Ausfahrten mit den hauseigenen Pino-Tandems, zur Eurobike kommt man von einer entfernteren Unterkunft regelmäßig mit dem Rad und nimmt zudem noch an der Schokofahrt nach Amsterdam teil.

Im Fokus von Hase Bikes steht jedem das Fahrradfahren zu ermöglichen und das mit dem Thema psychische Gesundheit zu verbinden. Doch was bedeutet das Motto „in every way“ für die Fahrräder, die Hase Bikes produziert? Dabei stellt man eine erstaunliche kreative Vielfalt fest. Die drei wichtigsten Fahrradmodelle sind:

 

  • Pino (Tandem): Das ist das Tandem von Hase Bikes: Es unterscheidet sich zu traditionellen Tandems durch die speziellen Sitzpositionen der Fahrer. Während der hintere Fahrer auf dem Fahrrad sitzt und das Tandem lenkt, nimmt die vordere Person eine liegende Position ein. Durch die unüblichen Positionen können beide Fahrer gut miteinander kommunizieren. Das Pino ist für Paare, einem Elternteil mit Kindern – und auch in der Kombination für Menschen mit Sehbehinderungen gut geeignet. Es ist mit SHIMANO-Antrieb oder ganz ohne Antrieb erhältlich.
  • Kettwiesel ONE (Dreirad): Das Dreirad für Erwachsene ist mit Oben- und Untenlenker erhältlich und lässt sich perfekt auf die persönlichen Bedürfnisse anpassen, z.B. durch die Einstellung des Radstands sowie der Anpassung von Sitzfläche und Lehne. Die Qualitäten des Kettwiesel bleiben dabei stets gewahrt: Eine hohe Kippsicherheit, die komfortable Fahrweise und die kompakte Packmaßgröße für den Transport im PKW.
  • Gravit (Gravel-Lastenrad): Das Lastenrad wurde speziell für jüngere Zielgruppen, zum Beispiel Familien mit Kindern entwickelt. Letztere können in der integrierten Transportbox mitgenommen werden. Das Gravit gibt es mit Rennlenker als auch ohne Rennlenker, es gibt es mit E-Antrieb und ohne. Obwohl es ein Cargo-Bike ist, lässt es sich platzsparend zusammenschieben.

Entwicklung des Markts bei Hase Bikes und langjährige Zusammenarbeit mit SHIMANO

Während die Nachfrage nach Lastenrädern im Markt zum großen Teil in der Corona-Zeit schon bedient wurde, gewinnen Dreiräder an Bedeutung, vor allem bei Senioren. Einige trauen sich durch die Dreiräder erst, aufs Fahrrad zu steigen und damit wieder mobil zu werden. Hase Bikes profitiert davon, da es nur wenige Anbieter solcher Räder gibt.

 

Hase Bikes arbeitete dabei mit allen Fahrradtypen schon früh mit SHIMANO zusammen. Ein SHIMANO-Mitarbeiter aus Japan zeigte damals auf der Eurobike großes Interesse an den Rädern von Hase Bikes, woraus sich die erste technische Kooperation ergab. Die Motoren von SHIMANO sind in vielen Modellen verbaut, im Pino, im Kettwiesel und beispielsweise auch im günstigeren Einstiegsmodell Trigo.

 

Das Unternehmen experimentierte recht früh mit E-Antrieben – unter anderem mit einem S-Pedelec-Dreirad. Dieses war damals seiner Zeit voraus und verkaufte sich nicht gut. Heute würde das Modell wahrscheinlich besser laufen. Generell sei man oft Vorreiter am Markt gewesen – etwa mit dem Pino, das schon lange als Lastenrad umfunktioniert werden konnte, lange bevor der Lastenrad-Boom begann.

 

Aktuell sind rund 95 % der verkauften Räder mit E-Motor ausgestattet. Dennoch gibt es bestimmte Modelle, die oft bewusst ohne Motor gekauft werden. Das betrifft vor allem das Pino-Tandem, das bei Weltreisen sehr beliebt ist. Auch das sportliche Reiserad Gravit – optional mit E-Antrieb erhältlich – wird überwiegend als klassische Variante nachgefragt.

 

Hase Bikes setzt neben dem deutschsprachigen Raum auch auf Internationalität. Während in Europa hochwertige Modelle mit Vollausstattung, und Federung  gefragt sind, legt der US-Markt mehr Wert auf einfache, robuste Einstiegsmodelle mit unkompliziertem Handling – besonders im Gelände.

 

Eine Auswahl an Topseller-Modellen mit den entsprechenden Komponenten und Antrieben von SHIMANO gibt es an dieser Stelle:

Modell Motor Schaltung Gewicht Zuladung Besonderheiten
KETTWIESEL ONE EP6 Cargo SHIMANO Inter-5E Di2 ab 35 kg 140 kg Dreirad, Rahmen teleskopierbar
Pino E EP6 Cargo SHIMANO 11 Gang-Kettenschaltung ab 33 kg 225 kg Tandem, Rahmen teleskopierbar
Gravit CITY E EP6 Cargo SHIMANO 11 Gang-Kettenschaltung ab 29 kg 200 kg Lastenrad, teleskopierbar
Trigo E E5000 SHIMANO Nexus 8-Gang Nabenschaltung ab 30 kg 140 kg Dreirad

Individuelle Anpassungen der Räder und Inklusion:

Ein besonderes Merkmal von Hase Bikes ist die Fähigkeit, Räder individuell an nahezu jede körperliche Einschränkung anzupassen. Ob Handantrieb, Schulterlenkung oder Einhandbedienung –für fast alle Anforderungen wird eine Lösung gefunden.

 

Kunden erhalten Beratungstermine von bis zu 90 Minuten Dauer, in denen auf individuelle Anforderungen eingegangen wird. Ein zentrales Element dabei ist das intensive Testen der Fahrräder. Dafür steht sowohl eine Indoor-Teststrecke in der alten Zechenhalle zur Verfügung als auch ein großzügiger Außenbereich, der ideal für Probefahrten auf diversen Untergründen geeignet ist.

 

Die soziale und inklusive Ausrichtung ist die DNA des Unternehmens. Egal, ob für den urbanen Alltag, für Familien, Senioren oder Menschen mit Behinderungen ist das Ziel technologisch innovative und vielfältig einsetzbare Räder zu produzieren. Dabei ist SHIMANO ein technischer Partner in der Umsetzung vieler Modelle.

 

Aktuell setzt Hase Bikes auf den EP6 Cargo von SHIMANO. Für Einsteigermodelle kommt auch der ältere E5000 zum Einsatz. Insgesamt zeigt sich, dass eine breite Motorenpalette im Einsatz ist, um auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen.

Zusammenarbeit mit bekannten Persönlichkeiten und Influencern

Das Unternehmen arbeitet mit bekannten Persönlichkeiten zusammen, etwa Timo Stiel, einem Influencer aus der Inklusionsszene mit rund 35.000 Followern. Er nutzt ein Dreirad mit EP8-Motor und hat durch seine Reichweite einen beachtlichen Impact erzielt. Ein gemeinsames Video mit Timo erreichte beispielsweise über 1,5 Millionen Aufrufe.

 

Auch mit Familien-Influencern wie Fenna Müller (online unter „Fennalein“ aktiv) wird zusammengearbeitet. Sie fährt ein Gravit CITY E-Bike mit einem Kleinkind in der Transportbox.

 

Influencer Felix von „FelixTestetBikes“ hat das Modell Gravit vorgestellt, was für starke Nachfrage sorgte. Die Initiative „Grevet“, eine Art Gravel-Verein, setzt ebenfalls auf die Räder und organisiert Events in Städten wie Berlin, Dresden und München. Die Gravit-Lastenfahrräder dienen dort häufig als Versorgungsfahrzeuge für größere Touren – etwa zum Transport von Getränkekästen oder Proviant.

Wie Menschen durch Einschränkungen ein Fahrrad via Krankenkassen bekommen können

Die Dreiräder und Tandems sind europaweit zertifizierte Medizinprodukte, die Therapieräder für Kinder und Jugendliche sind sogar mit einer Hilfmittelnummer zu Beantragung bei den Krankenkassen ausgestattet. Die Realität ist jedoch komplex: Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind vollständige Förderungen meist problemlos möglich. Ab dem 18. Lebensjahr werde es jedoch schwieriger, und in vielen Fällen seien Klagen nötig, um Ansprüche durchzusetzen.

 

In Ländern wie Norwegen ist die Situation deutlich besser: Dort hat jede Person, die nicht mit einem normalen Fahrrad mobil sein kann, Anspruch auf ein geeignetes Hilfsmittel – zu 100 % gefördert durch den Staat. Entsprechend hoch sei auch der Absatz dort.

In Deutschland ist eine erfolgreiche Kostenerstattung ausschließlich mit spezialisierten Partnern wie z.B. Sanitätshäusern möglich.

Ist ein Fahrrad von Hase Bikes das richtige für mich?