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Mit dem Dreiergespann aus DURA-ACE, ULTEGRA und 105 auf der einen Seite und der GRX auf der anderen setzt SHIMANO auf eine übersichtliche Unterscheidung zwischen Road und Gravel. Doch immer mehr Fahrer lassen sich in die Kategorie „Road“ oder „Gravel“ nicht genau zuordnen und befinden sich „zwischen“ diesen beiden Welten.

 

Seien es auf der einen Seite Gravel-Liebhaber, die auch mal den ein oder anderen Pass auf reinstem Asphalt hochziehen oder Straßenfahrer, die auch mal die Idylle von Wäldern mit Schotteruntergrund genießen wollen.

 

Hier stellt sich die Frage, wie man sich entscheidet: 105/ULTEGRA oder GRX.

ULTEGRA und 105 haben sich dabei der Profi-Komponentengruppe DURA-ACE bis aufs Gewicht stark angenähert. Dabei ist die 105 in einigen Funktionen schlichter ausgeführt und dafür als einzige Rennrad-Gruppe mit neuen 12-fach-Komponenten in einer mechanischen Variante verfügbar.

 

Die Gravel-Gruppe SHIMANO GRX besteht inzwischen aus einem großen Ökosystem unterschiedlicher Varianten. An der Spitze steht die GRX-RX825 Di2 als elektronische Variante mit 2x12 Gängen und die GRX-RX827 1x12 Gängen; die mechanischen Systeme GRX-RX820 und GRX-RX 610 gibt es ebenfalls mit 2x12 sowie 1x12 Gängen. Die Unterschiede zu den Rennrad-Gruppen liegen in einer größeren Übersetzungsbandbreite sowie Schaltkomponenten, die teils mit MTB-Technik stärker auf die Offroad-Nutzung zugeschnitten sind. Für günstigere Bikes sowie den Einsatz an Modellen für Pendler bietet SHIMANO die GRX auch mit 1x11, 2x12 sowie 2x10 Gängen an.

 

Mit der GRX hat SHIMANO eine Gravel-spezifische Komponentenfamilie entwickelt, die eng mit den Rennrad-Gruppen der Marke verwandt ist. Mit unterschiedlichen Varianten ist sie perfekt auf Offroad-Renner sowie Bikes für Reise- und Pendelstrecke abgestimmt. Dabei gibt es auch in diesem Bereich Fahrräder mit klassischen Rennrad-Komponenten.

Welche Variante ist die richtige? Gravel- oder Straßen-lastig unterwegs sein?

Ein Dropbar-Bike für alle(s)? Den ultimativen Allrounder im Rennrad bzw. Gravel-Bereich wird es wohl nie geben – zu unterschiedlich sind die Ansprüche der Aktiven. Im Wettkampfsport ist eine leichte, aerodynamische Rennmaschine mit der gewichtsoptimierten, extrem zuverlässigen und langlebigen SHIMANO DURA-ACE Di2 das Maß aller Dinge. Dort, wo nicht ganz so ambitioniert und nicht nur auf Asphalt gefahren wird, stehen freilich andere Aspekte im Vordergrund.

 

Wie wichtig ist einem das Gewicht, wie groß das Budget, das man in ein Rennrad oder Gravelbike investieren will? Und überhaupt – wie soll der Einsatzbereich der neuen Maschine aussehen? Wenn es um ein reinrassiges Rennrad geht, ist die Sache meist klar – die Komponentengruppen der Wahl sind hier SHIMANO ULTEGRA Di2 oder 105 Di2.

 

Will man auch auf härterem Schotter oder sogar leichten Trails unterwegs sein, ist die GRX die bessere Wahl, wobei leichter Schotter mit der ULTEGRA oder 105 auch machbar ist.

SHIMANO ULTEGRA: so nah am Topmodell wie nie zuvor

Wie die Profi-Gruppe SHIMANO DURA-ACE Di2 verfügen ULTEGRA und 105 über 2x12 Gänge, die elektronisch geschaltet werden; alle drei Rennrad-Gruppen sind mit kabellosen STI-Griffen ausgestattet.

 

Viele elektronische Bauteile der drei Gruppen sind identisch, sodass sich gerade zwischen DURA-ACE und ULTEGRA kaum noch ein spürbarer Unterschied hinsichtlich der Funktion ergibt. Während eine komplette SHIMANO DURA-ACE Di2 rund 2.000 Gramm wiegt, ist die entsprechende ULTEGRA etwa 300 Gramm schwerer. Im Spitzensport ist das ein Argument für die Topgruppe; Kompletträder mit den zwei Gruppen können allerdings um mehrere Tausend Euro auseinanderliegen. In Sachen Preis-Leistung ist die SHIMANO ULTEGRA damit unübertroffen.

SHIMANO 105: hohe Funktionalität zum günstigen Preis

Und die SHIMANO 105 Di2? Die günstigste elektronische Gruppe ist in einigen Details etwas einfacher gehalten – so können keine zusätzlichen Schaltknöpfe mit dem System verbunden werden und der vordere Umwerfer ist anders gestaltet.

 

Dazu ist die 105 Gruppe gut 200 Gramm schwerer als die ULTEGRA. Präzise, geschmeidige Gangwechsel und starke, gut dosierbare Verzögerung bietet freilich auch diese Gruppe, und optisch ist sie den teureren Sets inzwischen sehr ähnlich – und das zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Wie die SHIMANO DURA-ACE Di2 sind ULTEGRA und 105 als reine Rennrad-Gruppen konzipiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht auch an Bikes zu finden sind, die über einen etwas weiteren Einsatzbereich verfügen, was sich vor allem in breiteren Reifen mit 35 oder 40 mm äußert. Solche Allroad- oder Endurance-Renner, meist mit einer etwas komfortableren Rahmengeometrie ausgestattet, sind auch auf mäßig anspruchsvollen Gravel-Strecken in ihrem Element und dazu für jene interessant, die schnelle Touren mit Minimalgepäck fahren wollen – Stichwort „Bikepacking“.

Mit 36er Ritzel noch bergtauglicher

Irgendwann jedoch reizen breite Reifen und ein langsames Tempo den typischen Übersetzungsbereich der reinen Rennrad-Gruppen aus. Während DURA-ACE und ULTEGRA nur ein 34er „packen“, kann das 105-Schaltwerk Ritzel immerhin bis 36 Zähne bedienen; die kleinste Kettenblatt-Kombination von DURA-ACE, ULTEGRA und 105 liegt bei 50/34 Zähnen. Mit einer SHIMANO 105 Di2 erhält man also einen Berg-Gang unterhalb von 1:1 – werden noch kleinere Gänge gewünscht, schlägt die Stunde der Gravel-Komponenten von SHIMANO.

SHIMANO GRX: Gravel-Spezialistin in vielen Ausführungen

Mit der Komponentenfamilie SHIMANO GRX legte SHIMANO 2019 die erste reine Gravel-Gruppe am Markt vor; daraus ist ein komplettes Ökosystem mit zahlreichen Varianten geworden. Auch die GRX ist inzwischen mit zwölf Gängen erhältlich und als GRX RX825 (2-fach) sowie als GRX RX827 (1-fach) in der elektronischen Di2-Version sowie mechanisch mit ein oder zwei Kettenblättern verfügbar.

 

Die RX820 ist die gewichtsoptimierte Gravel-Gruppe mit hohlgeschmiedeten Kurbelarmen; sie verfügt über Technologien wie die SERVOWAVE-Bremsanlage, bei der die Bremsbeläge schneller an der Bremsscheibe anliegen.

 

Darunter rangiert die mechanische GRX RX610, die inzwischen ebenfalls zwölffach schaltet. Diese Gruppe besteht nur aus Bremsschalthebeln, vorderem Umwerfer und Kurbelsatz; kombiniert werden die Teile mit dem Schaltwerk der RX820 und den Bremssätteln der RX400.

Leichtere Gänge bei den Gravel-Gruppen

Ein wichtiger Unterschied zu den Straßen-Gruppen sind die Abstufungen der Kurbelsätze mit 48/31 bei der GRX RX820 und 46/30 bei der GRX RX610. Mit einer 11-36er Kassette ergeben sich deutlich leichtere Berggänge als bei den SHIMANO-Rennradgruppen, und die Schnellgänge sind immer noch „lang“ genug – für Offroad-Strecken, steile Berge und Gepäcktouren ist man mit einer GRX-Gruppe also bestens ausgestattet. Noch leichtere Gänge stellt die GRX mit 1x12 Gängen zur Verfügung. Hier kann ein Kettenblatt mit 38, 40 oder 42 Zähnen mit einer Zahnkranzkassette bis 51 Zähne kombiniert werden. Dies ist gerade dann wichtig, wenn breite Reifen oberhalb von 45 mm gefahren werden. Deren größerer Abrollumfang sorgt nämlich dafür, dass alle Gänge etwas länger übersetzt, also „schwerer“ sind.

 

Eine Besonderheit der Gravel-Gruppen ist das mit Mountainbike-Technik ausgestattete Schaltwerk, bei dem der „SHADOW RX+“-Kettenstabilisator für gleichbleibende Spannung sorgt und Kettenschlagen verhindert.

 

Die spezielle Form des vorderen Umwerfers stellt sicher, dass immer genug Platz zu breiten Gravel-Reifen bleibt. Während bei den Rennrad-Gruppen Faktoren wie die Aerodynamik stärker berücksichtig werden, sind die STI-Hebel der GRX mit rutschfester Gummierung optimal auf die Benutzung im Gelände abgestimmt; die Form der elektronischen GRX-Di2-Shifter ist auf besonders sicheren Griff ausgelegt.

SHIMANO GRX in vielen Varianten mit 10 bis 12 Ritzeln

Angesichts der großen Bandbreite an Ausführungen – die GRX ist auch in günstigeren Versionen mit zehn oder elf Gängen verfügbar – ist die Gravel-Gruppe von SHIMANO ein Highlight in dieser Kategorie. In den meisten Fällen kommt die GRX in den mechanischen Varianten zum Einsatz; nicht zuletzt an im Alltag genutzten Gravelbikes setzen die unkomplizierten, verlässlichen Komponenten den Standard. Die elektronische Di2-Version wiederum ist meist superleichten Race-Gravelbikes vorbehalten, die in Sachen Bedienungskomfort und Funktionalität höchsten Ansprüchen genügen müssen.

 

Umgekehrt ist es beim Rennrad: Hier wird nur noch die SHIMANO 105 in einer mechanischen Version angeboten; die meisten Rennrad Fahrenden setzen heute auf die unübertroffene Präzision der elektronischen Schaltung. Der Wechsel zwischen mechanischem und elektronischem System – wenn man beispielsweise eine Rennmaschine mit SHIMANO Di2 und ein Gravelbike mit klassischer SHIMANO GRX besitzt – fällt dank der ähnlichen Bedienlogik dabei sehr einfach.

Im Grenzbereich von Road und Gravel

Elektronisch Di2 Mechanisch 2x12 (Zähnezahlen Kettenblätter / Kassetten) 1x (Zähnezahlen Kettenblätter / Kassetten) Einsatzbereich
SHIMANO ULTEGRA ja nein 52/36, 50/34, 46/36*; 11-30, 11-34 - Rennrad
SHIMANO 105 ja ja 52/36, 50/34; 11-34, 11-36 - Rennrad, Allroad
SHIMANO GRX-RX825 ja nein 48/31; 11-34, 11-36 - Gravel, Race
SHIMANO GRX-RX827 ja nein - 40, 42; 11-34, 11-36, 10-45, 10-51 Gravel, Race
SHIMANO GRX-RX820 nein ja 48/31; 11-34, 11-36 40, 42; 11-34, 11-36, 10-45, 10-51 Gravel, Allround
SHIMANO GRX-RX610 nein ja 46/30; 11-34, 11-36 38,40; 11-34, 11-36, 10-45, 10-51 Gravel, Allround, Pendler

* für Cyclocross

 

Anderswo entsteht mit der 105 eine Reise-Rennrad, während der identische Rahmen mit SHIMANO GRX zum Gravelbike wird. Statt einer klaren Trennung zwischen Road und Gravel ist also eher ein fließender Übergang zu beobachten, zumal sich die beiden Bereiche diverse Komponenten teilen.

 

So bedient ein GRX-Schaltwerk auch Rennrad-Kassetten; der Laufradsatz vom Rennrad kann also auch ans Gravelbike montiert werden. Komponenten wie die Bremsscheiben sind ebenfalls austauschbar – im Sinne einer besonders standfesten Bremsanlage kann man die „IceTech FREEZA“-Rotoren nachrüsten. Insgesamt stellt das Dropbar-Programm von SHIMANO einen ganzen Kosmos miteinander harmonierender Komponenten dar, in dem die Anwendungsbereiche Straßenrennsport, Offroad-Sport, Pendeln und Radreise ineinander übergehen. Und mit der Breite und Tiefe der Kollektion stellt SHIMANO sicher, dass alle Nutzerinnen und Nutzer Komponenten finden, die ihren Ansprüchen optimal gerecht werden.