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In diesem Interview:

 

  • SHIMANO hat mit der Gravel-Sensation Carolin Schiff gesprochen, die in Bremen einen Bikeshop betreibt und 2023 in der Profiszene für Aufsehen sorgte, als sie das UNBOUND 200 in Kansas gewann. 
  • Wir haben sie gefragt, wie sie das Leben als Radsportprofi mit dem Bikeshop in Einklang bringt, wie sie sich auf große Rennen vorbereitet und wie sie es schafft, auf langen Rennen über 300 km und mehr konzentriert zu bleiben. 
  • Carolin hat auch einige fantastische Tipps für alle parat, die zum ersten Mal bei einem Gravel-Rennen an den Start gehen wollen.

 

Die Hafenstadt Bremen an der Weser ist bekannt für ihre charakteristische hanseatische Architektur mit dem großen gotischen Dom und zahlreichen beeindruckenden Bauwerken vom Marktplatz bis zum Rathaus – Hansestädte sind geprägt vom Wohlstand des Überseehandels vergangener Epochen, der sich an den einst belebten Häfen abspielte. Hier klickt sich die Gravel-Lokalmatadorin Carolin Schiff jeden Morgen in ihr Canyon Grail oder Aeroad CFR ein und fährt zur Arbeit.

 

Bremen ist für seine üppigen, waldigen Trails und reizvolle Landschaft bekannt und ein lebendiges Epizentrum für Gravel-Begeisterte, Rennrad- und Zeitfahrer gleichermaßen. Im Zentrum dieser Community steht Riha Bikes, das von Carolin – für ihre Freunde Caro – und ihrem Partner geführt wird. Nach ihrer Morgenausfahrt öffnet Carolin die Türen des Shops. Als Miteigentümerin und Barista des Hauses hat sie sich ein Leben aufgebaut, das den Spaß am Radsport auf jede Art und Weise zelebriert, von sportlichen Spitzenleistungen bis zu den Freundschaften vor Ort, die so nur über den Radsport entstehen können.  

Wie man einen Bikeshop betreibt und auf Profiniveau fährt

Einen Bikeshop zu betreiben und professionell zu fahren stellt sehr unterschiedliche Anforderungen an das Leben. Wie schaffst du es, beides zu vereinbaren?

 

„Ich liebe diese Community. Wir befassen uns mit High-End-Artikeln, hauptsächlich für Straße und Gravel. Mein Freund und ich betreiben den Shop seit 2013. Wir halten die Dinge gerne flexibel. Innerhalb der Rennsaison wird es natürlich etwa schwieriger. Glücklicherweise schaffen wir es aber, alles gleichmäßig aufzuteilen; ich nehme zum Beispiel meinen Laptop mit ins Trainingslager nach Palma und erledige dann Rechnungen und Verwaltungsaufgaben.

 

„Es tut gut, ein Leben außerhalb des Profiradsports zu haben. Der kann eine ziemliche Blase sein und ich finde es gesund, noch etwas außerhalb davon zu haben. Tatsächlich arbeite ich sehr viel, aber es macht unheimlich viel Spaß. Jeden Nachmittag triffst du neue Leute im Laden.“

 

Du hast die Rennsaison erwähnt. Wie ändern sich die Abläufe, wen du mit dem Training startest? Und wie hältst du die Disziplin aufrecht?

 

„Ich bin von Natur aus sehr diszipliniert, also fällt mir dieser Aspekt nicht schwer. Ich trainiere jeden Tag. Die Balance zwischen dem Shop-Alltag und dem Radsport zu finden ist entscheidend. Dieses Jahr hat mein Trainer mir geraten, mit Indoor-Training anzufangen. Das ist neu für mich, aber wenn mir etwas Trainingsvorteile bringt, lasse ich mich darauf ein. Draußen im Gelände zu fahren ist mir aber immer noch lieber.“

 

Findest du noch Zeit dafür, einfach aus Spaß zu fahren?

 

„Mein Trainingsplan ist sehr streng. Die vielen Stunden zu investieren ist unverzichtbar. Aber ja, das Schönste am Radsport ist, mit Freunden im Gelände zu fahren. Mit Leuten rauszufahren und um die Stadt herum durch die Wälder zu kurven, das macht richtig Spaß. Manchmal finden wir Trails, von denen noch nie jemand etwas gehört hat.“

Bild: Canyon / Luca Phil Franze

Die richtige Vorbereitung auf lange Gravel-Rennen

Wenn wir von vielen Stunden sprechen, das UNBOUND ist sicher eines dieser richtig langen Rennen. Wie bereitest du dich auf ein solches Rennen vor? Und vielleicht noch entscheidender, wie bereitest du dich darauf vor, zu gewinnen?

 

„Das UNBOUND ist wirklich ziemlich lang. Für die knapp 340 Kilometer braucht man im Allgemeinen 10 bis 11 Stunden bis ins Ziel. Ich trainiere 6 bis 7 Stunden lang, alles darüber hinaus schadet der Regeneration und bringt nicht wirklich etwas.

 

2023, als ich gewonnen habe, war ein ziemlich verrücktes UNBOUND. Die Bedingungen waren sehr nass und matschig, das bedeutete viele Laufpassagen am Bike. Den meisten Fahrerinnen und Fahrern fiel das schwer. Mir gefiel das ganz gut. Ich bin auch eine starke Läuferin, das war bei diesem Rennen ein Vorteil, den ich nutzen konnte.“

Und wie bleibst du bei solchen langen, anstrengenden Rennen fokussiert?

 

„Ja, auf den ersten Blick ist die Zeit sehr lang. Aber ich stelle mir gerne vor, dass sich von Minute zu Minute etwas verändern kann. Sogar innerhalb einer Sekunde. Wenn meine Gedanken abschweifen, kontrolliere ich mich selbst und bleibe konzentriert. Und nach einer Weile kommt es einem nicht mehr ganz so lang vor.

 

„Konzentration ist besonders wichtig, wenn die Bedingungen unübersichtlich werden. Und besonders wichtig wird auch, dass du dich auf dein Bike verlassen kannst. Meine DURA-ACE R9200 Gruppe hat immer wie eine Eins funktioniert.”

Das hören wir natürlich gerne. Eine Frage zur Komponentengruppe, wenn wir dürfen: Wie gefällt dir das elektronische Schalten?

 

„Ganz ehrlich, es ist super. Besonders fürs Gelände. Unseren Kunden im Shop sage ich immer, wenn sie die Wahl haben, sollten sie sich für Di2 entscheiden. Es erfordert weniger Bedienkraft an den Hebeln, was eine große Rolle bei Kälte oder nach 300 Kilometern Fahrt spielt, dann muss Schalten so einfach wie möglich sein. Ich verlasse mich darauf, dass mich meine Di2-Gruppe ins Ziel bringt.

 

„In unserem Bikeshop bin ich die Expertin vor Ort für E-TUBE und SHIMANO. Die App bietet einfache Optionen zur individuellen Abstimmung, sodass du dein Bike wirklich auf die Bedingungen einstellen kannst, die du erwartest.

 

Hast du Tipps für diejenigen, die zum ersten Mal an einem Gravel-Rennen teilnehmen möchten?

 

„Ja, auch hier ist das richtige Setup enorm wichtig. Wenn du zum ersten Mal an den Start gehst, ist es wichtig, den Reifendruck und das Profil zu testen. Je nach Rennen sind die Anforderungen an die Reifen unterschiedlich, also sollte man das vorher ausprobieren.

 

„Und wenn das Rennen lang ist, willst du, dass die kleinen Ritzel für dich funktionieren. Insbesondere für die letzten Kilometer macht es gegen Ende einen Riesenunterschied, herunterschalten zu können.

 

„Natürlich spielt auch das Techniktraining eine Rolle. Du findest immer Dinge, die du verbessern kannst. Für mich war das Abfahren etwas, an dem ich arbeiten musste. Zum Glück kann ich dieses spezifische Element nun gezielt trainieren, und das wird mich in Zukunft einen Riesenschritt voranbringen.

 

„Und außerhalb der Saison in Palma zu trainieren hilft natürlich auch!“

Bild: Canyon / 4Seasoncollective

Was steht für Carolin als nächstes an?

Was sind deine Ziele für die Zukunft?

 

„Ich persönlich möchte immer besser werden. Daher habe ich zum Beispiel kürzlich den Trainer gewechselt. Mit meinem vorherigen Trainer habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, aber ich hatte das Gefühl, dass die Zeit für einen Wechsel gekommen war. Manchmal kann man sich nur weiterentwickeln, wenn man etwas verändert.

 

„Abgesehen davon liegt mir dieses Jahr das Traka besonders am Herzen. Ich habe es schon zweimal gewonnen. Es ist eins meiner Lieblingsrennen. Mein großes Ziel ist, dort ganz oben auf dem Podium zu landen. Und natürlich das UNBOUND. Letztes Jahr kam ich auf Platz sechs, und ich fühle, dass da noch mehr geht. 

 

Ich möchte mein Deutsches Meisterschaftstrikot verteidigen. Es macht mittlerweile einfach Spaß, in den Farben zu fahren! Und hoffentlich kann ich bei den diesjährigen UCI-Weltmeisterschaften in Nizza mitfahren.“ 

 

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