Im September fand das Team-Trainingslager des STEVENS Racing Team statt. Passenderweise in Herentals in Belgien, wo sehr viele Cross-Fahrer herkommen und es den legendären Sven-Nys-Hügel gibt. Der ist benannt nach dem legendären belgischen Cyclocross-Profi Nys, der auf diesem Berg immer Intervalle hochgefahren ist.
Das Besondere an dieser Region ist, dass es einen speziell mit Steinen ausgeschilderten Cyclocross-Radweg gibt. Das ist eine offizielle Rennstrecke, die den race-orientierten Radfahrern vorbehalten ist. Insofern ist das eine optimale Strecke, um zu trainieren.
Solche ausgeschilderten Cyclocross-Strecken gibt es nur in den Niederlanden und in Belgien, in Deutschland hat man so etwas nicht. „Das ist natürlich gigantisch zum Cross trainieren“, so Jens Schwedler.
Doch was trainiert man in so einem Trainingslager? Im Grunde besteht das Ganze aus drei Einheiten:
- Grundlage
- Intervalle
- Motortraining (4 Fahrer fahren hier hinter einem Motorroller hinterher)
Kerngedanke beim Motortraining ist die Trittfrequenz. Dann gibt es das Rundentraining, bei dem die Fahrer maximale Intensität fahren, um fit zu sein für die harten Rennen. Denn der Start eines Cyclocross-Rennens ist so wie das Ende einer Sprintetappe bei der Tour de France oder einer anderen Grand Tour – da muss man hellwach sein.
Insgesamt sind die Rennen über die Jahre immer härter gewonnen, stellt Marcel Meisen fest. Früher ist man die erste Runde schnell gefahren, hat dann etwas rausgenommen und war am Ende wieder schnell. Doch das hat sich geändert, auch durch Stars wie van der Poel und van Aert. Heute wird gleich „all-in“ gefahren und die letzte Runde ist oft noch schneller als die erste Runde.
„Das Besondere am Querfeldeinsport ist, oberhalb des Limits zu sein und dann auch noch technisch sauber zu fahren“, so Jens Schwedler. Wir haben es also mit einer recht anspruchsvollen Raddisziplin zu tun. Während im Mountainbike-Bereich die Federgabel einiges absorbiert, werden im Crossbereich die Gegebenheiten des Untergrunds 1:1 wiedergegeben.
Das kann sogar bei manchen Fahrern am Anfang der Saison zu Rückenproblemen führen, was schlicht daran liegt, dass die Rennen so hart geworden sind. Man fährt eben nicht wie im Gravelbereich viel geradeaus, sondern hat auch mal eine Runde mit 40 Kurven.
10 Tage lang ging das Trainingslager und neben dem intensiven Training standen hier auch der Spaß und der Teamgedanke im Vordergrund. Die Meisten sind eben nicht wie Marcel Meisen Profi, sondern sie nutzen ihre Ferien oder ihren Urlaub für das Trainingslager. Also muss auch der Spaß im Vordergrund stehen, was in Herentals definitiv der Fall war.
Auch für Marcel Meisen selbst ist so ein Trainingslager eine willkommene Abwechslung. Er wohnt zwar in Stolberg, was unweit der belgischen Grenze liegt. So hat er es nicht weit zu vielen der internationalen Rennen. Aber in der Regel trainiert er alleine, und er hat keine Trainingsgruppe.
Das wäre, wenn er in Hamburg wohnen würde anders, wo das STEVENS Racing Team beheimatet ist. Anders als man es erwarten würde, gibt es dort viele Möglichkeiten, um Cross zu trainieren. „Wir haben in Hamburg gigantisches Crossgelände“, ist Jens Schwedler überzeugt.